Der „Deutsche Bergmannstag“ ist die höchste Festveranstaltung der deutschen Berg- und Hüttenleute. Er findet im Abstand von 3 bis 4 Jahren an unterschiedlichen Bergbaustandorten der Bundesrepublik statt. Vor 3 Jahren wurde der 10. Deutsche Bergmannstag in Heringen gefeiert, davor der neunte in Herne im Ruhrgebiet und noch weiter zurück der achte in Schneeberg im Erzgebirge. Für den 11. Deutschen Bergmannstag war in diesem Jahr vom 5. bis 9. Juli Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz die gastgebende Stadt.
Sulzbach-Rosenberg liegt an der „Bayerischen Eisenstraße“. Hier wurde in zahlreichen Gruben bereits seit dem 14. Jahrhundert Eisenerz abgebaut und gefördert. Auf der Grundlage dieser Erzvorkommen wurde in 1863 die Maxhütte gegründet, die die dort geförderten Erze verhüttete. Sulzbach-Rosenberg war also sowohl Bergbau- wie auch Hüttenstandort.
Mitte der 70er Jahre wurde der Erzbergbau um Sulzbach-Rosenberg wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Die Maxhütte war nun auf Importerze angewiesen, die zwar einen viel höheren Eisengehalt aufwiesen, aber von Rotterdam her über eine sehr große Entfernung herantransportiert werden mussten. Auch der zur Verhüttung notwendige Koks war aus dem entfernten Ruhrgebiet und in den letzten Jahren ebenfalls aus Rotterdam zu beziehen. Diese hohen Kosten und die Tatsache, dass es sich um einen vergleichsweise kleinen und alten Hochofen handelte, waren für die Einstellung der Eisenerzeugung im Jahr 2002 maßgebend. Das „Oberpfälzer Montanzentrum“ in Sulzbach-Rosenberg ist seither Geschichte und lebt nur im dortigen Bergmannsverein weiter.
Der Heringer Bergmannsverein startete zur Teilnahme an dem Fest am Samstag, 7. Juli um 6:30 Uhr mit dem Bus Richtung Oberpfalz. Am Nachmittag lernten die Teilnehmer die Stadt Sulzbach-Rosenberg während einer Stadtführung kennen. Zuvor machten sie der Wintershaller Bergmannskapelle ihre Aufwartung, denn die war ebenfalls zu dem Fest gekommen und gab zur Einstimmung ein Platzkonzert im Zentrum der Stadt. Am frühen Abend formierte sich eine kleine Bergparade, die zum Ehrenmal auf dem Friedhof zog, um dort eine Totenehrung zu zelebrieren. Ein Festabend im mit 3000 Besuchern voll besetzten Festzelt beschloß den Tag.
Am Nachmittag fand im Rathaus der Stadt ein Empfang beim Bürgermeister für geladene Gäste statt. Hier übergab Stadtrat Manfred Wenk aus Heringen, das Gastgeber des letzten Bergmannstages war, in Vertretung des verhinderten Bürgermeisters Ries den „Staffelstab“, eine Bergbarte, an Bürgermeister Geismann der Stadt Sulzbach- Rosenberg. Zu den Gästen hier gehörten auch der Bundesvorsitzende der Deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, Kurt Wardenga sowie der hessische Vorsitzende Dieter Guderjahn.
Zur Übernachtung fuhren die Heringer in das Reiterhofhotel „Gut Matheshof“, ein 4-Sterne-Hotel, in dem sich die Teilnehmer bei gediegenem Luxus überaus wohl gefühlt haben.
Der Hauptfesttag am Sonntag begann mit einem Gottesdienst im Festzelt. Nach dem Mittagessen formierten sich alle teilnehmenden 144 Vereine aus Deutschland und anderen europäischen Bergbauländern bei herrlichem „Bayern“-Wetter mit blau-weißem Himmel zur großen Bergparade. Vor dem Start sprachen neben Kommunalpolitikern auch der bayerische Wirtschaftsminister Huber und der Bundesvorsitzende Wardenga zu den Gästen. Die Bergparade , in der 13 Musikkapellen für Gleichschritt sorgten, führte 3,5 km durch den Stadtteil Rosenberg. Sie endete im Festzelt, wo traditionsgemäß die Fahnenschleifen übergeben wurden. Bei einigen 1-Liter-Maßkrügen bayerischen Bieres erholten sich dabei die Paradeteilnehmer von den Strapazen des Marschierens. So gestärkt traten die Heringer gegen Abend die Rückreise an und waren um 22:30 Uhr wieder im Werratal in der Erkenntnis, ein dem Heringer Bergmannstag in 2004 ebenbürtiges Fest in Sulzbach-Rosenberg gefeiert zu haben.
|
|
Im Jahr 2004 fand in Heringen der 10. Deutsche Bergmannstag statt. Dies war eine bergmännische Traditionsveranstaltung auf Bundesebene. Vergleichbare Feste werden auch auf Landesebene in den Bundesländern gefeiert, in denen es Bergbau gibt oder gab. So begingen die Sachsen am Wochenende des 1./2. September den 3. Sächsischen Bergmannstag in Johanngeorgenstadt im Erzgebirge. Hierzu hatte auch der Bergmannsverein “Glückauf Wintershall“ eine Einladung erhalten, der er gerne gefolgt ist.
Johanngeorgenstadt liegt auf dem Kamm des Erzgebirges an der deutsch-tschechischen Grenze in ca. 900 m Höhe. Es ist eine der Bergstädte im Erzgebirge, in der der Bergbau insbesondere auf Silber vor 350 Jahren begann. Nach 1945 waren die noch vorhandenen Bergbauanlagen in der Stadt die Initialzündung für den von der sowjetischen Besatzungsmacht befohlenen Uranabbau im Erzgebirge, Schneeberg, Aue und Schlema folgten. Die UDSSR benötigte das Uran für den Bau ihre Atombomben, denn eigene Uranminen hatten sie damals noch nicht. Von 6 000 Einwohnern am Kriegsende wuchs Johanngeorgenstadt auf über 40 000 wegen des enormen Personalbedarfs des Uranbergbaus. Dieser Bergbau war es auch, der für die Stadt schicksalhaft wurde: die Erzgänge wurden ohne Rücksicht bis unter die Keller der historischen Altstadt abgebaut, sodass die Häuser abgerissen werden mussten. Heute sind diese Flächen grün überwachsen, nachdem der Uranabbau in 1958 wegen Erschöpfung der Lagerstätte beendet wurde, aber überall drohen noch Einbrüche durch oberflächennahe Grubenbaue. So sieht man im Stadtgebiet Bohrgeräte stehen, die von oben her Löcher in offene Grubenbaue bohren, über die flüssiger Beton zur Sicherung eingefüllt wird.
Neben dem Bergbau ist Johanngeorgenstadt bekannt geworden durch den Schwibbogen, der hier seinen Ursprung hat, denn er wurde 1778 erstmals von einem einheimischen Bergschmied hergestellt. Inzwischen ist er fast weltweit bekannt und zu einem Symbol der Advents- und Weihnachtszeit geworden. Auch in Heringen steht seit vergangenem Jahr ein schmuckes Exemplar vor dem Vereinsheim des Bergmannsvereins.
Und noch etwas hat Johanngeorgenstadt berühmt gemacht: von hier kommt die Volksmusikband „De Randfichten“, die nicht nur mit dem „Holzmichl“ die Charts gestürmt haben. Sie waren es auch, die das Fest mit einem großen Konzert am Freitagabend einläuteten.
Es gab also viele Gründe, Johanngeorgenstadt zu besuchen. So startete der Bergmannsverein am Samstagmorgen , um der Einladung der Sachsen zu folgen. Per Bus wurde bei strömendem Regen gestartet, aber bereits bei Eisenach kam die Sonne durch die Wolken. Der Nachmittag wurde genutzt zur Erkundung der Stadt und zum Besuch des mit zahlreichen Ständen bestückten Festplatzes. Höhepunkt war der Besuch einer Attraktion der alten Bergbaustadt, eines Pferdegöpels. Solche Anlagen waren in dem historischen Bergbau die „Fördermaschine“ der Erzbergwerke. Eine eingehende Demonstration der Arbeitsweise einer solchen Anlage, in der Pferde im Kreis um eine senkrechte Welle laufend die Förderkübel aus dem Schacht ziehen, hat alle Teilnehmer sehr beeindruckt.
Der Abend wurde mit einem kräftigen Umtrunk im Festzelt begonnen und klang mit einem bergmännischen Zapfenstreich aus, der romantisch vom über den Erzgebirgsbergen aufgehenden Mond beschienen wurde. Der mehrfache Absacker im Hotel beschloss den Abend endgültig.
Der „Tschechenmarkt“ jenseits der nahen Grenze bot am Sonntagmorgen Gelegenheit zu einem preiswerten Einkaufsbummel, bevor es wieder zum Festplatz ging, wo alle an der späteren Bergparade teilnehmenden Bergkapellen in einer Stärke von 430 Musikern ein klangvolles Bergkonzert gaben. Nun nahte der Höhepunkt der gesamten Festveranstaltung, die große Bergparade. Rund 80 Vereine aus Sachsen sowie von den angereisten Gastvereinen aus vielen anderen Bundesländern und der Tschechei mit insgesamt 1800 Teilnehmern stellten sich dazu auf. Die Parade war wegen der zahlreichen Kapellen ein akustischer und wegen der abwechslungsreichen Bergtrachten auch ein optischer Leckerbissen. Das fanden auch die vielen Honoratioren auf der Ehrentribüne, allen voran der Sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt. der mit dem Vorstand des Hessischen Landesverbandes, den Kameraden Dieter Guderjahn und Bernd Stahl später noch ein Festbier trank.
Die Bergparade hatte als Endziel das Festzelt, wo die 40 Mann starke Bergkapelle Schlema im Verbund mit 2 talentierten Sängerinnen aus dem benachbarten Tschechien ein tolles Abschlusskonzert gab.
Beladen mit vielen neuen Eindrücken von einem runden Fest und einer landschaftlich reizvollen Erzgebirgsregion trat der Bergmannsverein am frühen Abend die Heimreise an mit dem Wissen, dass der nächste, der 4, Sächsische Bergmannstag, in 2012 stattfinden wird.
|
 |