Geschichte
 
     
Heringen vor der Industrialisierung
Teufmannschaft vor dem Teufgerüst
August Rosterg
Die ersten Jahrzente vor Ort
Erster Vorstand "Wintershaller Bergmannsverein"
 
Vor 1893 Eine vergessene Ecke
Die Industrialisierung ist in weiten Teilen Deutschlands um 1890 in vollem Gange. Nicht aber an Ulster und Werra. Hier wirft die auf schlechten Böden und zersplitterten Flächen betriebene Landwirtschaft im rauhen Mittelgebirgsklima immer weniger Gewinn ab. Die weit verbreitete Heimarbeit ist der Konkurrenz industriell hergestellter Produkte unterlegen. Aus Mangel an Arbeitsplätzen wandern viele Menschen in die Industriezentren oder nach Übersee ab.
Anfang der 1890er Jahre wird erstmals südlich des Harzes Kali gefunden. Dadurch werden die alten Bohrungen auf Steinsalz bei Kaiseroda wieder interessant. Nur geht es jetzt um Kali. Nach ihrer Wiederaufnahme stellen sich schnell positive Ergebnisse ein und Kalisalze werden gefunden.
Investitionen in Kalibergwerke gelten als äußerst gewinnträchtig. Das ,,Kalifieber" bricht in der Region aus, nachdem der Fund öffentlich bekannt wurde. Schon Anfang 1894 stehen überall im Werratal Bohrtürme auf der Suche nach Kali.
1895 Der Weg zum Kali
Der Einstieg in den Bau erster Schächte belegt den Glauben der Kuxeninhaber, dass die Lagerstätte wirtschaftlich auszubeuten ist. Denn bevor erste Umsätze erzielt werden, ist die Vorfinanzierung des teuren Schachtbaus notwendig. Er stellt an Werra und Ulster die Geduld der Geldgeber auf eine harte Probe. Wassereinbrüche aus den Klüften des Plattendolomits verzögern manchmal jahrelang die Fertigstellung der Schächte und damit den Produktionsbeginn.
Mit Pumpen zur Wasserhaltung, Seilwinden zum Transport von Menschen und Material und auch mit großen Maschinen zum Schachtbohren wird die Arbeit der Teufmannschaft unterstützt. Dennoch werden die Schächte zum größten Teil von den Bergleuten in harter und gefährlicher Handarbeit auf ihre vorgesehene Teufe gebracht.
Mit August Rosterg betritt der Mann die Bühne, der erst den Kalibergbau an Werra und Ulster und später in ganz Deutschland maßgeblich prägen wird. Bei der Gewerkschaft Wintershall, die ihren Namen von dem Bohrunternehmer Julius Winter ableitet, ist er anfangs als Ingenieur angestellt.
Wenige Jahre später übernimmt er die Federführung bei Wintershall und baut das Werk zu einem hochprofitablen Unternehmen aus. Damit beginnt der von August Rosterg geleitete Aufstieg von Wintershall zum bedeutendsten deutschen Kalikonzern.
1900 Ein schneller Schachtbau
Beim Schachtbau der Gewerkschaft Wintershall schafft August Rosterg als verantwortlicher Ingenieur die Voraussetzungen, um den gefürchteten Plattendolomit in kürzester Zeit zu durchteufen. Mit dem Einbau einer besonderen Wasserhaltung, der Tomson'schen Wasserzieheinrichtung, soll auch im Plattendolomit der Schacht von Hand niedergebracht werden. Sein Vorhaben gelingt, wodurch auf zeit- und kostenaufwendige Schachtbohr- oder Zementierungsverfahren verzichtet werden kann. Der Schacht wird nach Heinrich Grimberg, dem Generaldirektor der Gewerkschaft Wintershall, benannt.
Die Gewerkschaft Bernhardshall hat nahe Salzungen den Schachtbau beendet und nimmt als erstes Werk die Produktion auf. Bernhardshall bleibt verglichen mit anderen Werken zwar recht unbedeutend. Aber mit vier Pferdefuhrwerken, die im Dezember 1900 zum Bahnhof Salzungen gebracht werden, bringt die Gewerkschaft das erste Kali von Werra und Ulster in den Handel.
1901 Abbau in Handarbeit
In den ersten Jahrzehnten geschieht der Abbau weitgehend in Handarbeit. Auch die Sprenglöcher werden zunächst von Hand gebohrt. Aber bald setzen sich hierfür elektrische Bohrmaschinen durch. Mit Schaufeln wird das losgesprengte Rohsalz in Förderwagen verladen.
Aus den bis zu 180m langen Abbauen schieben die Bergleute die schweren Wagen auf Schienen zur nächsten Förderstrecke. Der Weitertransport zum Schacht erfolgt meist mit Seilbahnmaschinen.
1904 Bergmännisches Standesbewustsein
An Werra und Ulster gibt es vor dem Aufschwung der Kaliindustrie keinen Bergbau. Kontakt zu bergbaulichen Tätigkeiten haben nur diejenigen, die als Wanderarbeiter im Kohlenbergbau Beschäftigung suchen. Deshalb werden die ersten Bergleute von außerhalb angeworben.
Sie bringen ihr bergmännisches Standesbewusstsein mit und vermitteln den bald eingestellten einheimischen Bergleuten ihre Traditionen und Bräuche. Mit der Gründung von Knappenvereinen verleihen die Bergleute ihrem Standesbewusstsein Ausdruck.